Jan Fris: Leben und Wirken des Stilleben-Meisters

Über den niederländischen Maler Jan, oder auch Johannes, Fris ist nur sehr wenig bekannt. Im Jahr 1627/28 in Amsterdam geboren, war er sein gesamtes Leben in der heutigen Hauptstadt der Niederlande tätig und wurde bereits bei seiner Hochzeit mit Jannetie Euten am 2. April 1649 als Maler bezeichnet. Anschließend an die Heirat erwarb er zwei Jahre später auch offiziell das Bürgerrecht. Im Alter von nicht einmal 45 Jahren verstarb Jan Fris und wurde am 9. Juli 1672 in Amsterdam begraben, wo er drei Kinder hinterließ.

Zeitlich und räumlich fällt seine Schaffenszeit inmitten des 17. Jahrhunderts genau mit dem sogenannten Goldenen Zeitalter der Niederlande zusammen. Unter anderem gründen zu dieser außergewöhnlichen wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit Händler der Niederländischen Westindien-Kompanie an der Ostküste Nordamerikas den Handelsstützpunkt Neu-Amsterdam, das heutige New York. Ebenso entstehen zeitgleich unzählige Werke von Altmeistern des Barocks wie Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606–1669) oder Jan Vermeer (1632–1675).

Die Ära der großen niederländischen Meister

Betrachtet man die kulturelle Entwicklung zu dieser Zeit etwas genauer, stellt sich Jan Fris als mustergültige Figur der Malerei des Goldenen Zeitalters dar. Um das Jahr 1650 werden in den Niederlanden jährlich rund 70.000 Gemälde von etwa 700 Malern hergestellt. Diese unglaubliche Produktivität gepaart mit der oft sehr hohen Qualität ist in der gesamten Kunstgeschichte einmalig. Dabei spielt die große Nachfrage eines zunehmend bürgerlichen Publikums eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der Malerei, die durch eine Abkehr von traditionellen religiösen Themen geprägt war. Fernab der katholischen Amtskirchen suchte das vorwiegend protestantische Bürgertum der Niederlande ihre Religiosität und Lebensführung mehr in Darstellungen des Profanen, in täglichen Szenen des öffentlichen und privaten Lebens. Aus den vielfältigen Umbrüchen heraus entstanden Neubegründungen und eigenständige Weiterentwicklungen von bis heute bekannten Gattungen der Malerei wie Stillleben, Landschaftsmalerei und Genremalerei.

 

Vanitas-Stillleben von Jan Fris

Nicht zuletzt trägt auch sein sehr zurückhaltender Einsatz von Farbe zur erzielten Wirkung bei. Vor dunklem Hintergrund erscheinen die Objekte auf dem Tisch in mildes Licht getaucht.

Fris malt zumeist in einer einfachen monochromen Palette, also mit einem auf einen Grundton eingeschränkten Kolorit. Er erschafft so reduzierte Kompositionen mit tonalen Nuancen aus gedämpften, nach grau, braun und ocker abgetönten Farben und setzt gekonnt subtile, helle Akzente mit dem Weiß der Tonpfeifen oder Papierblätter. Die fast schon bescheidene Farbigkeit seiner Gemälde erlaub jedoch, dass die Form und Textur der Gegenstände dominieren und sich zu einem harmonischen Bildganzen fügen.

Sie haben ein Gemälde oder einen Altmeister und möchten diesen verkaufen? Sprechen Sie uns gerne an, wir helfen Ihnen weiter.

Der Bankett-Maler Jan Fris

Trotz der großen Produktivität der niederländischen Maler im goldenen Zeitalter sind heute kaum mehr als zehn Prozent der Werke erhalten. Zwar handelt es sich bei Jan Fris nicht um einen Altmeister der ersten Riege, aber dennoch haben seine Arbeiten eine zeitlose kunsthistorische und ästhetische Relevanz. Die von ihm gewählten Leitmotive der Thematisierung und kompositorischen Reduktion galten als äußerst innovativ und sind in der Entwicklung des Stilllebens generell von zentraler Bedeutung. So lassen sich auch jenseits der Spitzenwerke alter Meister mit den Gemälden von Jan Fris weiterhin substanzielle Arbeiten finden. Durch die Tatsache, dass sein Oeuvre sehr klein ist, sind Werke von Jan Fris äußerst selten zu finden und kaum am Markt erhältlich. Nicht zuletzt durch ihren im besten Sinne dekorativen Charakter und die sich in den letzten Jahren erholenden Preise für Stillleben, ist eine zukünftige Wertsteigerung zu erwarten.

Durch seine Objektwahl, Arrangement und Farbwahl steht auch Jan Fris mit seinem Werk ganz im Zeichen dieser sich verändernden Kunstwelt. Sein recht kleines Oeuvre mit datierten Arbeiten aus der Zeit zwischen 1647 und 1672 besteht fast ausschließlich aus Stillleben. Das Hauptthema ist für Fris vorwiegend das monochrome Banketje, zu Deutsch Bankettbild, wie es insbesondere auch von den Niederländern Pieter Claesz und Willem Claeszoon Heda bekannt ist. Dem klassischen Bankettbild entsprechend tauchen so in den Werken Fris‘ immer wieder reduzierte Kompositionen mit Speisen wie einem Laib Brot, einem Hummer oder Trauben auf. Unter den verschiedenen Bankettbilder sind es jedoch insbesondere Bildgefüge, die thematisch durch Rauchutensilien wie Tonpfeifen und Tabak bestimmt sind, weshalb sie auch als Toebackje oder Raucherstilleben bezeichnet werden.

In der Sendung „Bares für Rares“ vom 27. Januar 2021 konnte unser Händler David Suppes ein Gemälde des holländischen Meisters Jan Fris erwerben.

Berühmtes Raucherstillleben von Jan Fris von 1665

Der etwa um 1580 von Seefahrern in den Niederlanden eingeführte Tabak und damit das Rauchen war zwar offiziell verpönt und wurde als lasterhafter Zeitvertreib angesehen, kann als Sujet jedoch ambivalent gedeutet werden. Die moralisierende Ermahnung zur Abkehr vom Rauchen war stets konfrontiert mit einer Wirklichkeit, in der das Rauchen auch im aufstrebenden Bürgertum weit verbreitet war und nahezu leidenschaftlichen betrieben wurde. Die Speisen und Rauchutensilien sind als reizvolle Symbole des Genusses und der Wollust typisch für diese Zeit. Sie werden jedoch ebenso als leblose Dinge gezeigt, die nur scheinbar beständig sind. Solche in Verfall geratenen Objekte dienen in Jan Fris‘ Werken als Symbole der irdischen Vergänglichkeit und Eitelkeit des Menschen. Damit nimmt er thematisch deutliche Anleihen bei dem neu aufgekommenen Bildtypus des Vanitas Stillleben (lateinisch vanitas = Eitelkeit, Nichtigkeit).

Vanitas Motive sind für die Zeit des Barocks typische Darstellungen, die stets den tiefen Zwiespalt zwischen der menschlichen Demut und dem Selbstbewusstsein der Menschen thematisieren. Die verwendeten Symbole verweisen einmal mehr und einmal weniger direkt auf die Vergänglichkeit des irdischen Lebens und Reichtums. In einigen Werken von Jan Fris wird dieser Bezug durch die Verwendung von klassischen Vanitas-Symbolen wie Totenköpfen oder erloschenen Kerzen noch deutlicher. Der Zerfall und Tod als Ende alles Irdischen sind für ihn stets zentrale Themen.

Passend zu diesem Artikel

Weitere Beiträge

Die Rolex GMT Master II

Die Rolex GMT Master II ist eines der beliebtesten Uhren-Modelle der Firma Rolex und bis heute ein bevorzugtes Sammlerstück, das durch Variation, schlichtes Design und eleganten Stil besticht. Das GMT steht dabei für Greenwich Mean Time, was bereits auf ihre Funktion als Zeitzonen-Armbanduhr hinweist. Die Master-Serie wird seit 1954 produziert und erfreut sich durchgehend bei Uhrenliebhabern an Beliebtheit.

Andy Warhol – Meister des Pop Art

Marilyn Monroe, Knallige Neonfarben, die berühmte Banane von The Velvet Underground – all das sind Assoziationen, die mit der Person und dem Werk von Andy Warhol verbunden werden. Warhol ist wohl die schillerndste Figur des Pop Art und zählt zu einem der prominentesten und bedeutendsten Künstlern des zwanzigsten Jahrhunderts, dessen Wirkung bis heute noch zu spüren ist.

Edelsteine: Der Smaragd

Wegen seiner intensiven grünen Farbgebung wird der Smaragd schon seit Jahrhunderten als Schmuckstein, Sammlerobjekt oder Wertanlage begehrt und als Heilstein besonders geschätzt. Ob ägyptische Pharaonen, indische Moguln, orientalische Herrscher, Inka oder Azteken – sie alle waren fasziniert von diesem Edelstein, der Reichtum und Macht symbolisierte.