Wie pflegt man eine Automatikuhr?
von David Suppes am 25.Juli 2020
Wenn das Lieblingsaccessoire am Handgelenk läuft und immer die richtige Uhrzeit anzeigt, dann ist nicht nur jeder Mann glücklich, sondern auch immer mehr Frauen. Denn jeder möchte sein Lieblingsstück ein Leben lang tragen, egal ob es ein Familienerbstück oder eine neue Luxusuhr ist. Doch je aufwändiger die Konstruktion, desto komplizierter die Pflege der Uhr.
Das Herzstück einer Automatikuhr besteht aus einer komplexen und hochsensiblen Technik. Die kleinen Elemente wie Zugfedern, Zahnräder und Hemmung sind genau auf einander abgestimmt und garantieren somit eine reibungslose Funktion des Uhrwerks. Im Alltag sind die Uhren jedoch ständig hohen Belastungen ausgesetzt und machen eine Automatikuhrpflege unabdingbar. Doch wie pflege ich eine Automatikuhr richtig? Worauf sollte ich Acht geben? Genau das lest ihr hier in diesem Leitfaden.
Temperaturschwankungen und Umwelteinflüsse
Extreme Kälte und starke Hitze sollten beim Tragen oder bei der Lagerung einer Automatikuhr vermieden werden. Wenn Automatikuhren längere Zeit Temperaturen über 50°C oder Minusgraden, die weit unter dem Gefrierpunkt liegen, ausgesetzt sind, dann kann sich das negativ auf die Lebensdauer der Uhr auswirken. Circa 30°C ist die reguläre Temperatur beim Tragen am Handgelenk. Dies bedeutet, dass man vermeiden sollte, mit der Automatikuhr am Handgelenk in der prallen Sonne zu liegen und danach direkt ins kalte Wasser zu springen. Zudem sollte die Uhr auch über Nacht nicht auf einer kalten Glasoberfläche abgelegt werden.
Auch wetterbedingte Umwelteinflüsse spielen eine große Rolle und sollten nicht außer Acht gelassen werden, um eine einwandfreie Ganggenauigkeit zu garantieren. Zu diesen zählen beispielsweise starkes Sonnenlicht beziehungsweise UV-Strahlung und eine zu hohe Luftfeuchtigkeit. Die direkte Sonneneinstrahlung kann zum Beispiel zu Verfärbungen bei dem Ziffernblatt und den Zeigern führen. Sollte Feuchtigkeit in das Gehäuse gelangen, bildet sich Kondenswasser unter dem Uhrglas, dies führt zu Funktionseinschränkungen im Uhrwerk und die Uhr muss von einem Fachmann repariert werden. Die sensible Uhrentechnik ist sehr empfindlich und wird oftmals unterschätzt. Der Träger der Automatikuhr sollte deshalb ruckartige Stoßbewegungen, starkes Rütteln oder Schläge vermeiden. Deshalb sollte die Uhr bei sportlichen Aktivitäten wie z.B. Tennis oder Basketball und handwerklichen Tätigkeiten wie z.B. Bohren oder Hämmern nicht getragen werden.
Automatikuhrwerk mit feinem Mechanismus (Foto: © schlichteasy – stock.adobe.com)
Zudem sollten Automatikuhren von Magnetfeldern wie z.B. Lautsprechern, Kühlschränken und Mikrowellen ferngehalten werden, da einzelne Bauteile des Uhrwerkes, vor allem die Spiralfeder, unbeabsichtigt magnetisiert werden könnten. Dies führt zu oftmals zu einem nicht linearen Gang mit starken Gangabweichungen, da die einzelnen Bauteile aneinander haften bleiben, nicht mehr richtig funktionieren und somit die Funktionsfähigkeit einschränken. Die betroffenen Bauteile lassen sich dann nur noch von einem Fachmann entmagnetisieren.
Das Gehäuse einer Automatikuhr kann aufgrund chemischer Reaktionen angegriffen werden. Infolge dessen können nicht nur optische Defizite entstehen, sondern auch das Innenleben der Uhr angegriffen werden. Als Hauptursache dafür gelten Reinigungsmittel, die fälschlicherweise zur Reinigung der Automatikuhr verwendet werden, obwohl sie dafür nicht geeignet sind. Auch Hinterlassenschaften wie Schweiß, der durch das tägliche und evtl. auch nächtliche Tragen abgesondert wird, kann eine chemische Reaktion hervorrufen und das Gehäuse der Uhr angreifen, da der Schweiß einen hohen Salzgehalt hat. Wenn man mit einer wasserdichten Automatikuhr im Salzwasser schwimmen geht, sollte man sie nach der Aktivität mit Leitungswasser abspülen.
Der mechanische Abrieb stellt jedoch die größte Bedrohung für das Gehäuse der Automatikuhr dar. Dieser wird durch die mechanische Beanspruchung wie zum Beispiel Reibung verursacht. Diese Reibung erzeugt sehr kleine Staubpartikel und sondert diese ab. Gelangen diese Staubpartikel ins Uhrwerk, können sie dort größeren Schaden anrichten, als beispielsweise unschöne Kratzer auf dem Gehäuse, die meistens nur optisch ein Ärgernis darstellen.
Um Reibung am Gehäuse der Uhr zu vermeiden, sollte man diese stets behutsam behandeln. Das bedeutet, dass die Automatikuhr nicht mit anderen Gegenständen zusammen aufbewahrt oder unvorsichtig auf harten Oberflächen abgelegt werden sollte.
Sollten Sie mit einer wasserdichten Automatikuhr schwimmen oder tauchen, dann sollten die exakten Spezifikationen beachtet werden. Denn der maximale Wasserdruck ist ausschlaggebend für die Tauglichkeit der Uhr. 5 Bar entsprechen etwa 50 Metern und dies bedeutet lediglich, dass die Uhr gegen Spritzwasser geschützt ist. 10 Bar entsprechen 100 Metern und das bedeutet, dass man die Uhr zum Schwimmen und für wassersportliche Aktivitäten tragen kann. 20 Bar entsprechen 200 Meter und das bedeutet, dass die Uhr zum Tauchen genutzt werden kann. Zudem sollten Sie vor jedem Gang ins Wasser prüfen, ob die Krone fest verschraubt ist und sich in der Ausgangsposition befindet. Im Wasser sollten Sie keine Einstellungen an der Automatikuhr vornehmen.
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Das richtige Aufziehen
Damit eine Automatikuhr immer die korrekte Uhrzeit anzeigt, muss sie adäquat aufgezogen werden. Dabei sollte man folgende Punkte beachten, damit die komplexe und sensible Technik nicht belastet oder gar beschädigt wird.
Damit das Uhrwerk nicht beschädigt wird, sollten vor allem ältere Modelle nur bis zum ersten Widerstand aufgezogen werden. Somit beugt man dem Überdrehen der Feder vor, da bei den alten Modellen oftmals noch keine Rutschkupplung vorhanden ist. In der Regel sollten hier 20 bis 30 Umdrehungen der Krone ausreichen. Steht der eine Zeiger auf der oberen Hälfte des Ziffernblattes zwischen 9:00 Uhr und 3:00 Uhr, dann sollte nicht die Datumschnellschaltung verwendet werden, um das Datum einzustellen. Hier besteht die Gefahr, dass die Datumsfeder brechen könnte, wenn sie sich im Bereich des automatischen Datumswechsels (von 21:00 Uhr bis 3:00 Uhr) befindet. Grundsätzlich sollte das Datum bei einer Automatikuhr stets nur vorwärts verstellt werden und nicht rückwärts. Des Weiteren sollten die Zeiger einer Automatikuhr nicht über 12:00 Uhr gegen den Uhrzeigersinn zurückgedreht werden.
Die richtige Aufbewahrung
Damit es bei Automatikuhren aufgrund der sensiblen Technik nicht zu funktionellen Einschränkungen kommt, müssen sie immer adäquat aufbewahrt werden.
Dazu eignet sich am besten eine abgeschlossene Umgebung, wo die Uhr vor direktem Sonnenlicht, kleinen herumwirbelnden Staubteilchen und vor Feuchtigkeit geschützt ist. Spezielle Uhrenboxen eignen sich sehr gut zur Lagerung. Doch die optimale Lagerung einer Automatikuhr ist ein „Uhrenbeweger“. Je nachdem wie die Uhr abgelegt wird, beeinflusst die Position die Ganggenauiggkeit. Wird eine Automatikuhr mit Krone nach oben abgelegt, dann läuft die Uhr langsamer, da sich die Unruh in einer hängenden Position befindet und der Reibungswiderstand vergrößert ist. Wird eine Automatikuhr mit Krone nach unten abgelegt, dann läuft die Uhr schneller, da sich die Unruh in einer stehenden Position befindet und weniger Reibungswiderstand auftritt. Die ideale Lagerung ist daher eine konstant wechselnde Position. Diese wird durch den Einsatz eines Uhrenbewegers erreicht. In einem Uhrenbeweger wird die Uhr bestmöglich vor schädlichen Umwelteinflüssen geschützt und automatisch bewegt, sodass das Uhrwerk optimal arbeiten kann.
Automatikuhren in speziellem Uhrenbeweger (Foto: © NorGal – stock.adobe.com)
So behält die Uhr ihre Ganggenauigkeit und die filigrane Technik im Inneren wird durch die regelmäßigen Bewegungen vor Beschädigungen durch verharzende Schmieröle oder eine falsche Positionierung über längere Zeit optimal geschützt. Egal ob es sich um eine nagelneue Luxus Uhr, ein trendiges Accessoire oder ein altes Familien Erbstück, mit der richtigen Pflege hält Ihre Lieblingsuhr ein Leben lang.
Die Reinigung einer Automatikuhr
In der täglichen Routine lässt sich kaum der Kontakt mit Staub und Schmutz vermeiden, daher ist eine regelmäßige Reinigung unabdingbar, dabei sollten Sie aber auf folgende Dinge achten:
Automatikuhren sollten nach Möglichkeit immer trocken mit einem weichen Tuch aus Mikrofaser oder Baumwolle gereinigt werden. Automatikuhren die wasserdicht sind (zwischen drei und fünf Bar) können mit einem weichen, leicht feuchten Tuch aus Baumwolle gereinigt werden.
Automatikuhren die wasserdicht sind (von mindestens zehn Bar), können auch unter fließendem Wasser gereinigt werden. Bei diesen Uhren kann auch etwas Seife verwendet werden. Danach sollte die Uhr vorsichtig mit einem weichen Tuch abgetrocknet werden. Sie dürfen keineswegs starke Reiniger verwenden, da diese meistens aggressive Inhaltsstoffe enthalten und somit chemische Reaktionen am Gehäuse auslösen beziehungsweise beschädigen, wobei oftmals auch die Funktion der Wasserdichtheit beeinträchtigt wird. Um starke Verschmutzungen zu entfernen, wird am besten auf milde Spülmittel oder spezielle Reiniger für Uhren zurück gegriffen. An schwer erreichbare Stellen gelangt man am besten mit einem Wattestäbchen oder einer weichen Zahnbürste. Schäden am Gehäuse sollten nach Möglichkeit von einem professionellen Uhrmacher behoben werden, denn nur so kann die Integrität des Gehäuses optimal gewährleistet werden. Denn nur ein komplett verschlossenes Gehäuse kann das Uhrwerk adäquat schützen.
Kautschuk-, Edelstahl- oder Textilarmbänder reinigt man auch am besten mit einem sanften Reiniger, wobei auch hier bei groben Verschmutzungen auf eine Zahnbürste zurückgegriffen werden kann. Bei Lederarmbändern ist jedoch Vorsicht geboten, da diese nach Möglichkeit nicht mit Feuchtigkeit in Berührung kommen sollten. Am besten nehmen Sie diese vorher ab und reinige diese separat. Beachten Sie auch bitte die individuellen Herstellerempfehlungen für das jeweilige Modell.
Professionelle Revisionen durch einen Uhrmacher
Mit der selbst durchgeführten Reinigung erreichen Sie nur das Äußere Ihrer Uhr. Nach einer Zeitspanne von fünf bis zehn Jahren erweist sich jedoch eine Komplettüberholung der Technik als durchaus sinnvoll. Denn Bestandteile des Uhrwerks verstauben und Dichtungen werden im Laufe der Zeit porös. Die Automatikuhr sollten Sie dann von einem Profi überholen lassen.
Professionelle Revision einer Automatikuhr (Foto: © Jochen Seelhammer – stock.adobe.com)
Professionelle Uhrmacher überprüfen und reinigen das Innenleben der Uhr und sorgen dafür, dass alle relevanten Teile des Uhrwerkes frisch geölt und justiert werden. Deshalb sollten Sie das Gehäuse erst gar nicht selbstständig öffnen. Denn eine gute Pflege und Wartung trägt dazu bei, dass eine Automatikuhr ein Leben lang hält.
Titelfoto: (Foto: © Daniel Igo-Kemenes – stock.adobe.com)